Das Haus

Das ist unser Haus, ein sogenantes "Hüslingshaus". Das Haus wurde wahrscheinlich ca. 1740 gebaut, also zu einem Zeitpunkt, als in Frankreich noch König Ludwig der XV. regierte und Großbritannien und Hannover in Personalunion durch König Georg II August, König von Hannover und König von Großbritannien und Irland regiert wurde. Neben dem im Bauernhaus wohnenden Dienstpersonal (Knechte, Mägde, Schäfer, Imker) arbeiteten auf vielen Höfen noch Landarbeiter als so genannte Hüslinge.

Der Hüsling war verpflichtet, bei seinem Bauern als Landarbeiter neben dem Großknecht zu arbeiten. Dafür wohnte er mietfrei im Hüslingshaus. Daneben erhielt er eine kleine Fläche des Hofes zur eigenen Bewirtschaftung. Im Hüslingshaus durfte der Hüsling eigenes Vieh halten. Im Nebenerwerb produzierte er oft Topfkratzer, Körbe oder Holzschuhe.

Das Haus ist ein klassisches Fachwerkhaus mit Reetdach und einer Heidekrone, der Kappe auf dem Dach aus Heidekraut. Ursprünglich war das Fachwerk mit einem Lehm / Strohgemisch ausgefacht, die heutige Ziegelausfachung wurde erst im 20. Jahrhundert gemacht.

So sah das früher mal aus, als das Fachwerk noch mit Lehm und nicht mit Ziegelsteinen ausgefacht war. Die Ausfachung mit Lehm war natürlich sehr viel einfacher zu machen und vor allem auch kostengünstiger als die Ausfachung mit Ziegelsteinen. Ein weiterer Vorteil der Lehmwände war und ist das sehr viel bessere Raumklima, allerdings mussten Lehmwände auch immer wieder ausgebessert werden, was bei Ziegelsteinwänden natürlich entfällt.

Innen läßt sich die ursprüngliche Aufteilung in Wohn- und Schlafzimmer, Räucherküche und Stallungen für 1 Rind, 2 Schweine und Hühner noch erahnen.

In der Küche wurden früher Würste und Schinken geräuchert. Die Würste und Schinken hingen in der Küche an einem Holzgestell unter der Decke und darunter wurde der Rauch angezündet. Die Decke war nach oben hin offen, damit der Rauch unters Dach abziehen konnte. Dieser Geruch hat sich im Lauf der Jahrzehnte so im Reet und in den Balken festgesetzt, daß es in der Küche auch heute noch nach Schinken riecht, wenn man den Holzofen anmacht.

Komplett entfernt wurde leider die Groote Dor, die früher die Tür zum Stall war. Heute ist an der Stelle der Stallungen der Flur, das Arbeits- und das Schlafzimmer. Entsprechend wurde die Außenwand komplett neu aufgebaut. Um die neue Wand zu verstecken, haben wir die ganze Wand mit Efeu bepflanzt, so das sie heute nicht mehr als neu zu erkennen ist.

Natürlich kann man in einem solchen Haus nicht den Komfort eines modernen Hauses erwarten, sondern muß mit bestimmten Einschränkungen leben. Aufgrund der kleinen Fenster ist es innen relativ dunkel, der Wärmeverlust ist größer als in einem modernen Haus mit der heutzutage üblichen Isolierung, keine Wand ist wirklich gerade und die Stromleitungen sind natürlich auch auf dem Stand der letzten großen Renovierung im Jahr 1970.

Außerdem ist so ein Haus auch immer durch Schädlinge bedroht. Vor allem das Fachwerk wird durch verschiedene Insekten (Holzwurm, Holzbock und Ameisen) bedroht. Außerdem müssten die Grundbalken alle 50 bis 70 Jahre mit sehr viel Aufwand ersetzt werden, da diese Balken die gesamte Feuchtigkeit von unten auffangen müssen. Allerdings ist das eine Sache die wir uns bisher erspart haben.

Und ... irgendwie kann man so ein Haus ja nicht in schwarz, weiß und in Chrom einrichten, deswegen leben wir irgendwie wie unsere eigenen Großeltern:

Diese Einrichtung im Landhausstil wird durch das Haus geradezu gefordet. Man kann in so einem Haus nicht Hypermodern leben, sondern muß sich vorsichtig dem Haus annähern. Wir haben uns von der Einrichtung her ungefähr an den Stil gehalten, der Anfang des 20. Jahrunderts existierte.

Zugegebenermaßen allerdings nicht so einfach, wie ein "Hüsling", ein Knecht zu der Zeit gelebt hätte, sondern etwas aufwendiger und bequemer.

Die Möbel sind zum Teil Antiquitäten, die wir in langen Jahren auf verschiedenen Antikmärkten gefunden haben, zum Teil neue Möbel, die vom Stil her passen.

Viele Dinge, wie auch die Tapeten und Dekostoffe haben wir früher viel von Laura Ashley bekommen, da das genau der Stil ist, der zum Haus passt. Leider gibt es keinen Ashley-Shop mehr in Hamburg.

Das Haus steht in einem kleinen Dorf mit 200 Einwohnern am Rande der Nordheide, 25 Kilometer südlich Hamburgs. Das Dorf wurde zum ersten Mal im Jahre 1411 urkundlich erwähnt. Das Dorf ist noch stark durch die noch existierenden Höfe geprägt, die meisten der älteren Einwohner haben noch etwas mit Landwirtschaft zu tun. Es existieren zur Zeit noch 1 Vollhof, der vor allem Schweine züchtet sowie 2 Nebenerwerbshöfe. Außerdem 2 Höfe, die nicht mehr direkt bewirtschaftet werden, sondern ihre Flächen verpachtet haben.

Und noch ein paar Bilder vom Haus und von der Landschaft drumherum. Freunde behaupten übrigens immer mal wieder, daß wir in einem Hexenhaus wohnen, was ja auch nicht ganz falsch ist - erstens vom Haus an sich her und auch, wenn man das eine oder andere Foto von Kerstin sieht, es passt beides.

Unser Haus im Winter - so müsste es am 24. Dezember aussehen, Dieses Bild ist aber am 10. März 2006 aufgenommen worden, ein Winter, der als relativ lang galt. Zu erahnen ist die Steinmauer, mit der wir den alten Holzzaun ersetzt haben, der nicht ganz zum Haus passte.

as wir an mehreren Stellen am Haus und im Garten haben sind Kräuter. Dadurch, daß ich viel selber koche und gerne frische Kräuter benutze. Dazu gehören vor allem natürlich frische krause und glatte Petersilie, Schnittlauch, Kerbel, Liebstöckl, aber auch exotischere Sachen wie Bärlauch oder Boretsch.